“Die Privatwirtschaft ist halt auf maximale Effizienz getrimmt.” Ich hab fast meinen Kaffee auf die Tatstatur geprustet, als ich das gelesen habe. Leider entspricht das nicht meiner Erfahrung. Auch, was sonst im Artikel beschrieben wird, halte ich nicht für Bahn-typisch, sondern ist für große Organisationen (auch und besonders Konzerne!) und Bauvorhaben allgemein typisch. Die extremsten Beispiele aus meiner persönlichen Laufbahn habe ich bei einem Umbau eines Rechenzentrums sammeln dürfen. Bauherr war ein Konzern aus den USA, einer von zwei (und hier fangen die Probleme schon an) Bauträgern war ein europäischer Baukonzern. In einer Episode ging es um eine Trockenbauwand zwischen einem bereits fertiggestellten Bereich und dem Rest der Baustelle. Bauträger Nr. 2 musste die Wand regelmäßig öffnen, um Bauteile in den Bereich zu bringen und Leitungen zu verlegen. Da es sich um einen schon in Betrieb genommenen Sicherheitsbereich handelte, durfte die Wand auf Forderung des Bauherrn nicht offen gelassen werden, sondern musste immer wieder verschlossen werden. Das Verschließen war Aufgabe von Bauträger Nr.1.
Die Wand wurde JEDES MAL wieder sauber verputzt und gestrichen, nur um dann eine oder zwei Wochen später wieder geöffnet zu werden!
Für das Geld hätte man wahrscheinlich auch ein großes Rolltor einbauen könen…
Ja, oder eine doppelflügelige Tür. War aber bauherrenseitig nicht gewünscht, warum auch immer. Ich kann mir au h vorstellen, dass das eine Forderung vom Sachversicherer war. Womit wieder der nächste Konzern mit drinnhängen würde…
Das gibt sicher noch sehr viel mehr kuriose Geschichten über die Baustellen bei der Bahn. Aber das hat die Bahn nicht für sich reserviert, diese Geschichten gibt es zu jeder größeren Baustelle.
Die Aussagen eines frustrierten Bauleiters als Sinnbild für alle Bahnbaustellen darzustellen, ohne das weiter einzuordnen und mit anderen Baustellen in Deutschland zu vergleichen, ist jetzt nicht so überzeugender Journalismus.
Ich denke: Das ist ein Problem, aber kein Problem speziell der Deutschen Bahn.
Ich kenne ein paar Leute, die im Baugewerbe tätig sind, und von dem, was die so von der Arbeit erzählen, scheint das tatsächlich unüblich zu sein, dass auf Baustellen die eine Hand nicht weiß, was die andere tut. Absurde widersprüchliche Vorschriften sind nur ein kleiner Teil davon, viel mehr scheint an unfähigen Planern zu liegen. Es ist kein Zufall, dass im ausführenden Baugewerbe einen regelrechter Hass auf Architekten recht verbreitet ist.
Das Problem scheint viel mehr in der Firmenstruktur und der Firmenkultur zu liegen. Abteilungen die nicht miteinander reden, kenne ich aus meiner Firma auch. Glücklicherweise eher die Ausnahme. Wenn das Usus, dann Gute Nacht.
Innerhalb von Firmen ist das auch nicht ungewöhnlich. Auf typischen Baustellen hat man es aber nicht mit einer, sondern mit vielen Firmen zu tun. Dass es da Kommunikationsschwierigkeiten gibt, ist vorprogrammiert.
Aus eigener Erfahrung von einer großen Firma: die unterschiedlichen Abteilungen können tatsächlich als einzelne Firmen mit all ihren Schnittstellenproblemen betrachtet werden. Absurde Probleme sind fast vorprogrammiert.
Aus eigener Erfahrung von einer kleineren Handwerksfirma: Absprache mit anderen Gewerken auf der Baustelle läuft oft ziemlich gut. Wenn Probleme auftreten, dann wegen Fehlplanung, oder durch einen unerfahrenen Betrieb.
Aus eigener Erfahrung von einer großen Firma: die unterschiedlichen Abteilungen können tatsächlich als einzelne Firmen mit all ihren Schnittstellenproblemen betrachtet werden. Absurde Probleme sind fast vorprogrammiert.
Das gibt es auch in kleinen Firmen, praktisch ab dem Moment, wo die groß genug sind, um verschiedene Abteilungen/Zuständigkeiten zu haben. Ist eigentlich ein Führungs-/Organisationsproblem, aber durchaus nicht unüblich.
Die Leute vom Bau, die ich kenne, beschweren sich oft über undurchsichtige Geflechte von Subunternehmen, wo letztendlich dann unterbezahlte arme Schweine auf der Baustelle stehen, die oft schon aus sprachlichen Gründen ein Kommunikationsproblem haben.
Die noz ist ein schwieriges Medium. Ich zitiere einfach mal Wikipedia:
Im September 2023 erhielt die Neue Osnabrücker Zeitung eine Rüge des Presserats für die ungeprüfte Übernahme von Telegram-Meldungen in einem Meinungsbeitrag mit dem Titel „Krieg in der Ukraine: Zum Glück gibt es ‚Telegram‘“. Der Beschwerdeausschuss erkannte einen massiven Sorgfaltsverstoß nach Ziffer 2 des Pressekodex.[10]
Die taz[11] und Übermedien[12] kritisierten im Oktober 2024 den Umgang der Neuen Osnabrücker Zeitung und des Onlinemagazins Multipolar mit einer von der Neuen Osnabrücker Zeitung beauftragten und gemeinsam vorgelegten und repräsentativen Forsa-Umfrage zur Coronavirus-Impfung. Das als verschwörungstheoretisches Alternativmedium eingeordnete Magazin schrieb unter seinem Artikel zur Umfrage, Burkhard Ewert sei zur Zusammenarbeit bereit gewesen.
Die taz sah im März 2025 bei der NOZ „rechte Narrative, immer größere Putin-Nähe und Verschwörungserzählungen“.[13] Im November 2025 gründeten Leser die „Aktion NOZkritisch“ (ANK); sie kritisieren die Entwicklung zu einer immer „rechtspopulistischer ausgerichteten Tageszeitung“.[14]
Dann habe ich mir das doch nicht eingebildet!
Ich hab mal ne ganze Zeit in Osnabrück gelebt (und daher auch NOZ gelesen) und ich hatte vor ein paar Monaten einen Artikel da gesehen der irgendwie seeeehr komisch klang und war total überrascht wie sehr sich die Zeitung scheinbar geändert hatte seit dem ich die regelmäßig gelesen hatte. Und ich dachte schon das wäre jetzt nur ein Ausrutscher oder so gewesen .__.



