CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck findet, die Bevölkerung gehe »verschwenderisch« mit dem Gesundheitssystem um. Sparmöglichkeiten sieht er bei teuren Medikamenten für besonders Alte oder Kranke und meint auch seinen verstorbenen Vater.
Angekommen unser gesamtes Gesundheitsbudget in Deutschland von allen Beitragszahlenden zusammen beträgt 1000€, dann können wir auch nur 1000€ ausgeben.
Das stimmt schon nicht. Genau wie in die Rente gibt es in die GKV einen Bundeszuschuss und natürlich könnte man den im Notfall erhöhen. Staatliches Geld ist nicht knapp, wir haben nur jede Menge Theaterkulissen aufgebaut, um diesen Umstand zu verschleiern.
Geld ist aber doch im Gesundheitsbereich nur mittelbar der Flaschenhals. Es gibt nicht genug Personal, Geräte, Materialien, Gebäude etc., um in jeder Situation allen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Aktuell sehe ich uns gerade nicht auf einem guten Weg, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Es wird ja eher im Gegenteil immer weiter gespart, privatisiert und Shareholder-optimiert im Gesundheitswesen.
Aber selbst wenn wir ein viel besseres und robusteres Gesundheitssystem hätten, wird es trotzdem immer Engpässe geben und auch im Normalbetrieb werden nicht alle Beschwerden zeitnah behandelt werden können, wenn man nicht exirbitante Überkapazitäten dauerhaft bereithalten will.
Man muss irgendwo priorisieren und ich finde diese Kriterien sollten möglichst objektiv und transparent sein. Über die konkreten Aspekte sollten entsprechend ausgebildete Expertinnen und Experten entscheiden. Ich finde aber grundsätzlich erstmal plausibel, dass die erwartete verbleibende Lebensdauer mit Behandlung X / ohne Behandlung X / mit Alternativbehandlung Y (nicht unbedingt Alter) auch ein solches Kriterium sein könnte. Nicht unbedingt immer in allen Fällen, aber eben auch nicht nie.
Für mich ist erstmal nicht so wichtig, ob eine Erhöhung des Budgets direkt oder indirekt von den Beitragszahlenden kommt. Du kommst immer irgendwann an den Punkt, einen Cut machen zu müssen und zu sagen, alles über der Leistung zahlt das System, alles darunter nicht. Es gibt ja schon heute viele Leistungen, die sinnvoll sind, aber von den GKV trotzdem nicht übernommen werden. So hat man sich zum Beispiel jahrzehntelang entschieden, dass amalgamfreie Zahnfüllungen nicht wichtig genug sind. Und es gibt halt theoretisch viele Herangehensweisen, wie man zu dieser Linie kommt. Und die Berücksichtigung der voraussichtlichen Dauer der positiven Wirkung einer Behandlung erscheint mir zumindest nicht völlig abwegig als Kriterium.
alles über der Leistung zahlt das System, alles darunter nicht
Ja, Theaterkulisse halt. Es gibt ja keine Therapieform, die so teuer ist, dass Vadder Staat sie nicht bezahlen könnte. Und wenn es sie gäbe, wäre sie so teuer, weil
A. Eine Firma so viel Geld machen will. Theaterkulisse.
B. Die Ressourcen des Landes nicht ausreichen, sie bereitzustellen. Well, dann muss man wohl darauf verzichten.
Um mal ein Beispiel zu nennen: Intravenöse Immunglobuline. Da wird dir vereinfacht gesagt ein funktionierendes Immunsystem von anderen Leuten einfach gespritzt. Die können gegen ein breites Spektrum an Krankheiten helfen.
Wir können das Stand heute nicht synthetisch herstellen, sondern nur aus (tausenden!) Blutspenden gewinnen. Deshalb sind solche Präparate a) sündhaft teuer und b) nur Härtefällen vorbehalten, die sie wirklich brauchen. Prinzipiell würde das aber auch “normal” Erkrankten helfen für eine schnellere Genesung.
Geht aber nicht für alle, also bekommt es auch nicht jeder. Man muss priorisieren. Und die Kriterien wer es bekommt und wer nicht sollte möglichst objektiv sein. Alter muss nicht Teil dieser Kriterien sein, von vorneherein ausschließen sollte man es meiner Meinung nach aber auch nicht.
Es werden auch Leute mit Krebs mit Hilfe eines Teilchenbeschleunigers behandelt. Ist wohl effektiv aber unheimlich teuer. Deswegen passiert auch das selten.
Auch einige Zitate drin, die sehr gut zum Thema hier passen.
für ein Medizingerät eine doch gewaltige Anlage. Kosten: rund 100 Millionen Euro.
[…]
Eine ganze Therapieeinheit sogar 18.000 Euro und damit fast dreimal so viel wie eine herkömmliche Strahlenbehandlung. Dennoch werden AOK und Co. die Kosten zumindest bei einigen, sonst schwer behandelbaren Tumorarten übernehmen. – Und damit das Dilemma vergrößern, in dem die gesamte Medizin und vor allem die Krebsmedizin ohnehin schon steckt.
[…]
Was wir feststellen können, ist, dass die Innovationen in der Medizin immer teurer werden. Das gilt sowohl für den Bereich Medikamente als auch für den Bereich der Medizintechnik. Und das ist ein großes Problem, in das das deutsche Gesundheitswesen reinläuft. Weil es ist absehbar, dass das Ganze sich auf Dauer nicht finanzieren lässt.
[…]
Die durchschnittlichen monatlichen Kosten für eine Behandlung haben sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Demgegenüber steht eine andere, vollkommen ernüchternde Bilanz: Die Zahl der Tumoropfer ist im gleichen Zeitraum nur minimal gesunken. Zwar gibt es Fortschritte: Therapien sind verträglicher geworden. Das Leben der Patienten wird durch neuartige Behandlungen verlängert. Aber tatsächlich gerettet wird es kaum häufiger als früher.
Das stimmt schon nicht. Genau wie in die Rente gibt es in die GKV einen Bundeszuschuss und natürlich könnte man den im Notfall erhöhen. Staatliches Geld ist nicht knapp, wir haben nur jede Menge Theaterkulissen aufgebaut, um diesen Umstand zu verschleiern.
Auch dann sind Ressourcen endlich.
Das ist eher eine Frage der Verteilung.
Drehen wir uns jetzt nicht im Kreis?
Aussage 1: Ressourcen sind endlich und müssen möglichst fair verteilt werden
Aussage 2: Es müssen mehr Ressourcen her
Aussage 3: Trotzdem endlich
Aussage 4: Ressourcen müssen nur gerecht verteilt werden
Geld ist trotzdem keine Ressource, sondern kann (und wird) beliebig erzeugt.
Wird dann jedoch weniger wert.
Geld ist aber doch im Gesundheitsbereich nur mittelbar der Flaschenhals. Es gibt nicht genug Personal, Geräte, Materialien, Gebäude etc., um in jeder Situation allen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Aktuell sehe ich uns gerade nicht auf einem guten Weg, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Es wird ja eher im Gegenteil immer weiter gespart, privatisiert und Shareholder-optimiert im Gesundheitswesen.
Aber selbst wenn wir ein viel besseres und robusteres Gesundheitssystem hätten, wird es trotzdem immer Engpässe geben und auch im Normalbetrieb werden nicht alle Beschwerden zeitnah behandelt werden können, wenn man nicht exirbitante Überkapazitäten dauerhaft bereithalten will.
Man muss irgendwo priorisieren und ich finde diese Kriterien sollten möglichst objektiv und transparent sein. Über die konkreten Aspekte sollten entsprechend ausgebildete Expertinnen und Experten entscheiden. Ich finde aber grundsätzlich erstmal plausibel, dass die erwartete verbleibende Lebensdauer mit Behandlung X / ohne Behandlung X / mit Alternativbehandlung Y (nicht unbedingt Alter) auch ein solches Kriterium sein könnte. Nicht unbedingt immer in allen Fällen, aber eben auch nicht nie.
Dann müssen wir dafür den Wert teurer Maßnahmen Hinterfragen.
Für mich ist erstmal nicht so wichtig, ob eine Erhöhung des Budgets direkt oder indirekt von den Beitragszahlenden kommt. Du kommst immer irgendwann an den Punkt, einen Cut machen zu müssen und zu sagen, alles über der Leistung zahlt das System, alles darunter nicht. Es gibt ja schon heute viele Leistungen, die sinnvoll sind, aber von den GKV trotzdem nicht übernommen werden. So hat man sich zum Beispiel jahrzehntelang entschieden, dass amalgamfreie Zahnfüllungen nicht wichtig genug sind. Und es gibt halt theoretisch viele Herangehensweisen, wie man zu dieser Linie kommt. Und die Berücksichtigung der voraussichtlichen Dauer der positiven Wirkung einer Behandlung erscheint mir zumindest nicht völlig abwegig als Kriterium.
Ja, Theaterkulisse halt. Es gibt ja keine Therapieform, die so teuer ist, dass Vadder Staat sie nicht bezahlen könnte. Und wenn es sie gäbe, wäre sie so teuer, weil A. Eine Firma so viel Geld machen will. Theaterkulisse. B. Die Ressourcen des Landes nicht ausreichen, sie bereitzustellen. Well, dann muss man wohl darauf verzichten.
Um mal ein Beispiel zu nennen: Intravenöse Immunglobuline. Da wird dir vereinfacht gesagt ein funktionierendes Immunsystem von anderen Leuten einfach gespritzt. Die können gegen ein breites Spektrum an Krankheiten helfen.
Wir können das Stand heute nicht synthetisch herstellen, sondern nur aus (tausenden!) Blutspenden gewinnen. Deshalb sind solche Präparate a) sündhaft teuer und b) nur Härtefällen vorbehalten, die sie wirklich brauchen. Prinzipiell würde das aber auch “normal” Erkrankten helfen für eine schnellere Genesung.
Geht aber nicht für alle, also bekommt es auch nicht jeder. Man muss priorisieren. Und die Kriterien wer es bekommt und wer nicht sollte möglichst objektiv sein. Alter muss nicht Teil dieser Kriterien sein, von vorneherein ausschließen sollte man es meiner Meinung nach aber auch nicht.
Naja. b) ist hier der limitierende Faktor. In Streeks Geblubber geht es um a) und das ist ne sehr andere Sache.
Es werden auch Leute mit Krebs mit Hilfe eines Teilchenbeschleunigers behandelt. Ist wohl effektiv aber unheimlich teuer. Deswegen passiert auch das selten.
Sehr interessant, kannte ich noch nicht. Danke für den Hinweis. Hier ein Link mit Infos zu dem Thema.
https://www.deutschlandfunk.de/schweres-geschoss-102.html
Auch einige Zitate drin, die sehr gut zum Thema hier passen.