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Cake day: March 30th, 2024

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  • Sehr interessant, kannte ich noch nicht. Danke für den Hinweis. Hier ein Link mit Infos zu dem Thema.

    https://www.deutschlandfunk.de/schweres-geschoss-102.html

    Auch einige Zitate drin, die sehr gut zum Thema hier passen.

    für ein Medizingerät eine doch gewaltige Anlage. Kosten: rund 100 Millionen Euro. […] Eine ganze Therapieeinheit sogar 18.000 Euro und damit fast dreimal so viel wie eine herkömmliche Strahlenbehandlung. Dennoch werden AOK und Co. die Kosten zumindest bei einigen, sonst schwer behandelbaren Tumorarten übernehmen. – Und damit das Dilemma vergrößern, in dem die gesamte Medizin und vor allem die Krebsmedizin ohnehin schon steckt. […] Was wir feststellen können, ist, dass die Innovationen in der Medizin immer teurer werden. Das gilt sowohl für den Bereich Medikamente als auch für den Bereich der Medizintechnik. Und das ist ein großes Problem, in das das deutsche Gesundheitswesen reinläuft. Weil es ist absehbar, dass das Ganze sich auf Dauer nicht finanzieren lässt. […] Die durchschnittlichen monatlichen Kosten für eine Behandlung haben sich in den letzten zehn Jahren nahezu verdoppelt. Demgegenüber steht eine andere, vollkommen ernüchternde Bilanz: Die Zahl der Tumoropfer ist im gleichen Zeitraum nur minimal gesunken. Zwar gibt es Fortschritte: Therapien sind verträglicher geworden. Das Leben der Patienten wird durch neuartige Behandlungen verlängert. Aber tatsächlich gerettet wird es kaum häufiger als früher.


  • Um mal ein Beispiel zu nennen: Intravenöse Immunglobuline. Da wird dir vereinfacht gesagt ein funktionierendes Immunsystem von anderen Leuten einfach gespritzt. Die können gegen ein breites Spektrum an Krankheiten helfen.

    Wir können das Stand heute nicht synthetisch herstellen, sondern nur aus (tausenden!) Blutspenden gewinnen. Deshalb sind solche Präparate a) sündhaft teuer und b) nur Härtefällen vorbehalten, die sie wirklich brauchen. Prinzipiell würde das aber auch “normal” Erkrankten helfen für eine schnellere Genesung.

    Geht aber nicht für alle, also bekommt es auch nicht jeder. Man muss priorisieren. Und die Kriterien wer es bekommt und wer nicht sollte möglichst objektiv sein. Alter muss nicht Teil dieser Kriterien sein, von vorneherein ausschließen sollte man es meiner Meinung nach aber auch nicht.


  • Geld ist aber doch im Gesundheitsbereich nur mittelbar der Flaschenhals. Es gibt nicht genug Personal, Geräte, Materialien, Gebäude etc., um in jeder Situation allen Bedürfnissen gerecht zu werden.

    Aktuell sehe ich uns gerade nicht auf einem guten Weg, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Es wird ja eher im Gegenteil immer weiter gespart, privatisiert und Shareholder-optimiert im Gesundheitswesen.

    Aber selbst wenn wir ein viel besseres und robusteres Gesundheitssystem hätten, wird es trotzdem immer Engpässe geben und auch im Normalbetrieb werden nicht alle Beschwerden zeitnah behandelt werden können, wenn man nicht exirbitante Überkapazitäten dauerhaft bereithalten will.

    Man muss irgendwo priorisieren und ich finde diese Kriterien sollten möglichst objektiv und transparent sein. Über die konkreten Aspekte sollten entsprechend ausgebildete Expertinnen und Experten entscheiden. Ich finde aber grundsätzlich erstmal plausibel, dass die erwartete verbleibende Lebensdauer mit Behandlung X / ohne Behandlung X / mit Alternativbehandlung Y (nicht unbedingt Alter) auch ein solches Kriterium sein könnte. Nicht unbedingt immer in allen Fällen, aber eben auch nicht nie.


  • Danke für den Beitrag und die beiden interessanten und - wie ich finde sehr - sehr passenden Analogien! Insbesondere das 9/11-Thema hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm und finde das auch ziemlich befremdlich.

    Säße ich selbst in einem aussichtslos gekaperten Verkehrsmittel, hätte ich Verständnis, wenn man mich abschließt. Nicht, weil ich sterben möchte. Aber wenn ich sowieso sterbe, muss ich nicht noch unnötig weitere Menschen mit in den Tod reißen. Egal wie unschuldig ich bin.

    Auch beim Trolley-Problem wäre für mich die Entscheidung klar. Wenn ich diesen blöden Zug nicht nicht anders zum Stehen bekomme, muss ich als unbeteiligter Dritter eben eine Person opfern, um die anderen zu retten. Eigentlich auch dann, wenn man befangen ist und die eine Person z.B. der eigene Partner oder die eigene Partnerin ist. Aber das übersteigt glaube ich das Level an Objektivität, was man einem fühlenden Menschen abverlangen darf.



  • Für mich ist erstmal nicht so wichtig, ob eine Erhöhung des Budgets direkt oder indirekt von den Beitragszahlenden kommt. Du kommst immer irgendwann an den Punkt, einen Cut machen zu müssen und zu sagen, alles über der Leistung zahlt das System, alles darunter nicht. Es gibt ja schon heute viele Leistungen, die sinnvoll sind, aber von den GKV trotzdem nicht übernommen werden. So hat man sich zum Beispiel jahrzehntelang entschieden, dass amalgamfreie Zahnfüllungen nicht wichtig genug sind. Und es gibt halt theoretisch viele Herangehensweisen, wie man zu dieser Linie kommt. Und die Berücksichtigung der voraussichtlichen Dauer der positiven Wirkung einer Behandlung erscheint mir zumindest nicht völlig abwegig als Kriterium.




  • So unsympathisch ich Herrn Streek auch finde und so unmenschlich der Vorschlag auf den ersten Blick auch klingen mag, finde ich das durchaus ein wichtiges Thema, das vielleicht nicht so umgesetzt werden sollte, aber zumindest mehr Aufmerksamkeit und öffentlichen Diskurs verdient hat.

    Angekommen unser gesamtes Gesundheitsbudget in Deutschland von allen Beitragszahlenden zusammen beträgt 1000€, dann können wir auch nur 1000€ ausgeben. Wir kommen natürlich die Beiträge erhöhen, aber auch wenn wir es verzehnfachen ist und bleibt das Budget endlich.

    Von einem endlichen Budget können aber leider nicht unendlich viele gesundheitliche Maßnahmen bezahlt werden. Also muss man abwägen, wo ein Euro eingesetztes Budget am meisten Mehrwert liefert.

    Diesen Mehrwert objektiv zu quantifizieren ist im Gesundheitswesen nicht leicht, da an jeder Entscheidung eben Schicksale hängen. Ein Ansatz, der eben dies versucht sind sogenannte Qualitätskorrigierte Lebensjahre:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Qualitätskorrigiertes_Lebensjahr

    Dieses Konzept bewertet eine Maßnahme danach…

    • wie sehr sie die Lebensqualität des Patienten voraussichtlich verbessern wird (z.B. “Patient hat 5/10 Schmerzen” statt “Patient hat 8/10 Schmerzen” oder auch im Extremfall “Patient kerngesund” statt “Patient tot”)
    • wie lange diese Verbesserung anhalten wird (dies ist zum Beispiel gering, wenn die Behandlung regelmäßig wiederholt werden muss oder ein Patient auch mit der Maßnahme nur noch eine kurze Lebenserwartung hat)

    Diese Kennzahl aus Qualitätszuwachs x Jahre kann ich dann ins Verhältnis setzen zu erwarteten Kosten, Zeitaufwand oder auch Leid (z.B. durch Nebenwirkungen) während der Behandlung, um verschiedene Maßnahmen bewerten und vergleichen zu können.

    Ethisch und moralisch ist man bei solchen Überlegungen auf ganz dünnem Eis und ganz nah dran an Triage, Euthanasie und Co., aber solange niemand eine Lösung findet, wie man mit begrenzten Ressourcen immer sofort, ohne Wartezeiten alle auch nur minimal hilfreichen Maßnahmen für alle Patienten ermöglichen kann, wird man wohl oder übel irgendwie Prioritäten setzen müssen.

    Und das ist auch kein neues Thema. Das passiert alles schon längst (z.B. bei der Vergabe von Spenderorganen). Nur eben ohne große Aufmerksamkeit und schlimmstenfalls nach umgerechten Kriterien. Und zumindest mir ist eine ehrliche Debatte deutlich lieber als wegschauen.





  • Bei der Pendlerpauschale werden dir fiktive Kosten von 38 Cent pro Kilometer für die einfache Strecke anerkannt. D.h. pro Tag kannst du 15,20€ steuerlich geltend machen. Erstattet bekommst du aber nicht die 15,20€, sondern nur deinen persönlichen Steuersatz darauf angewendet.

    Wenn du über 277.826€ im Jahr verdienst, zahlst du in Deutschland den Höchststeuersatz i.H.v. 45%. Das heißt selbst unter dieser extremen Annahme bekommst du nur 6,84€ vom Staat zurück. Da dein Steuersatz vermutlich niedriger ist, bekommst du weniger zurück.

    Wenn du im Home Office arbeiten würdest, könntest du 6€ Pauschale geltend machen und bekämst hier analog maximal 45% zurück, d.h. 2,70€ würdest du sowieso bekommen, auch ohne Pendeln.

    Du “verdienst” also 6,84 - 2,70 = 4,14 € pro Tag, an dem du kein Home Office machst. Wohlgemerkt, nur mit Höchststeuersatz.

    Ich weiß nicht, wie lange du mit den Öffis brauchst für die 40 Kilometer von Tür zu Tür (+ eventuell zusätzliche Zeit zum “büroschick” machen, Essen verpacken, Tasche packen etc.), aber das dürfte ein echt beschissener Stundenlohn sein.

    ~~Dazu kommt noch, dass Werbungskosten auf insgesamt 1.260€ gedeckelt sind. Alles was du mehr hast, kannst du gar nicht steuerlich geltend machen. Wenn du neben den Fahrtkosten gar keine weiteren Werbungskosten (keine Kosten für deine Wiso-Software, keine Fachliteratur, keine Home Office Pauschalen etc.) hast, hast du diesen Betrag nach etwa 83 Tagen erreicht. Jeder Bürotag danach bringt dir überhaupt nichts mehr. Fährst du doppelt so oft, musst du deinen Pendel-Stundenlohn nochmal halbieren.

    Wenn man 210 Tage Home Office macht (oder weniger und noch zusätzlich andere Werbungskosten hat), dann hat man übrigens den Höchstbetrag an Werbungskosten sowieso bereits abgedeckt, zusätzliches Pendeln bringt dann gar nix.~~